Lilli in Indien – Hampi, Hospet, Papinayakanahalli

Frau in Hampi

Ich wollte schon immer nach Indien! Keine Ahnung wann das Angefangen hat aber dieses Land hat mich mit seiner Vielfalt, Spiritualität und Exotik schon immer begeistert. Schon als Kind stand ich mich großen Augen vor Landkarten und Fotobüchern.
Dieses Jahr war es dann endlich so weit: Die lange Schulzeit geht auf ihr Ende zu und meine Reise ins Land der heiligen Kühe in Planung. Zusammen mit Marie (Vorstandsvorsitzende Brücke der Menschlichkeit) sitze ich eine Woche nach meinem 19. Geburtstag im Flieger von Frankfurt über Delhi und Mumbai nach Bengalore, von wo aus wir zu dem Projekt gebracht werden.

Vor zwei Wochen bin ich jetzt an dem Ort angekommen, an dem ich für die nächsten Monate leben und arbeiten werde und habe die Menschen kennen gelernt, die diese Zeit mit mir verbringen.

Die St. Mary’s School in Papinayakanahalli ist, aus Platzgründen, in zwei Teile gegliedert: die Primary-School nahe dem Ortszentrum und die High-School, etwa zwei Kilometer davon entfernt, zwischen Hospet und Papinayakanahalli.
Die erste Sichtung der High-School zeigte ein Paradies mit einem hellblauen Schulgebäude, einem großen, roterdigen Schulhof und einer riesigen Gartenanlage im Anschluss, auf der Bananen, Chili, Kokosnuss, Mango, Papaya, Hirse, Artischocke, Tomaten und so viele tausende Kräuter angebaut werden, dass man damit die Hexenküchen der Welt auf ewig ausrüsten könnte. Aber auch das Gelände der Pre-Primary und Primary-School für den Kindergarten und die Klassen 1 bis 4 zaubert eine kleine Idylle!

Und mittendrin: Lilli, mit Dreiecksohrringen und Jutebeutel und wahnsinnig aufgeregt!
Die Schule, bestehend aus 500 Kindern aller Altersstufen, wird von Mary und Veernna geleitet, zwei offenen, herzensguten Menschen, die das Projekt vor Jahren mit Hildegard und Klaus Wansleben ins Leben gerufen haben. Während man Mary, besonders wegen ihrem kindlichen Kichern, auf den ersten Blick als das Herz und Veeranna als den Kopf der Schule ansehen könnte, zeigt sich aber bald, wie tough beide mit allen Arten von Problemen umgehen können: die Schule ist ihnen sehr wichtig!

In dem Projekthaus Arunodaya Poirada, in dem ich auch wohne, leben Mary selbst, Veerannas Sohn Certo, Mary’s Neffe und Karatemeister Riju, dessen Frau Diana, ihre dreijährige Tochter Ria und Sahana, ein zehnjähriges Mädchen, die Nichte von Veeranna, die mit sieben Monaten von ihren Eltern an der Schule abgesetzt wurde und die es faustdick hinter den Ohren hat. Sie ist der little Manager der Familie.
Veeranna lebt mit seiner Frau und etwa 30 Internatskindern auf dem Paradiesgelände der High-School.

Sobald die Schulkinder aller Altersklassen ihre neue, blonde Lehrerin sehen, sind auf einmal alle ganz aufgeregt. Am Anfang haben sie immer nur gewunken und sich dann kichernd versteckt, wenn wir zurück gewunken haben aber dann wurden sie mutiger und haben schon angefangen auf ihrem brüchigen Englisch nach Namen, Vaternamen und Alter zu fragen, obwohl sie danach alles wieder vergessen.
Ansonsten funktioniert aber auch die Hand-Fuß-Kommunikation ganz gut und inzwischen wollen sie immer mit meinem goldenen Glitzerflummi spielen und deutsche Kinderlieder beigebracht bekommen. Wir sind aber noch nicht weiter gekommen als zum Froh zu sein von Froh zu sein bedarf es wenig

Schulkinder

Hampi

Hampi ist eine touristenbegehrte antike Tempelstadt unweit von Papinayakanahalli. Neben diversen Tempeln und anderen heiligen und königlichen Städten gibt es dort auch einen großen, berühmten Tempel, der dem Elefatengott Ganesha gewidmet ist. Ich liebe Elefanten! Also hatte ich mich eigentlich darauf gefreut aber sobald wir da waren, von einer Menge indischer Inlandtouristen verschluckt, ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie sehr man als blonde, hellhäutige Frau angestarrt wird! Das Schlimmste: selbst wenn ich bitterböse zurück

Hampi

geguckt habe, haben die Starrer nicht aufgehört! Einige haben sogar Fotos von uns gemacht, was mir dann ganz und gar nicht gepasst hat. Zum Glück hatten wir Schulleiter Veeranna als Begleitung dabei, der uns vor neugierigen Hobbyfotografen beschützt hat.

 

 

Hospet

Etwa 14 Kilometer von P.K. Halli, wie die Einheimischen, zu denen ich ja mittlerweile auch gehöre, es nennen, liegt das 200.000-Seelendorf Hospet. Hospet ist eine Stadt voller Gegensätze: auf der einen Straßenseite betteln verkrüppelte Kinder um ein paar Rupien, auf der Anderen werden riesige Plasmabildschirme verkauft. Wenn man sich jedoch traut und sich ein bisschen treiben lässt gelangt man schnell in schönere Ecken, in das Treiben bunter Märkte oder zu allerlei Vertretern der in Indien so beliebten Kioskkultur.

Am Samstag gab es in Hospet ein Karatetraining für angehende exersising Teacher, geleitet von Riju. Da habe ich dann das erste Mal gesehen, was es sonst nur in Comics gibt: ein Junge lag mit dem Rücken auf einem Nagelbrett, auf dem Bauch einen riesigen Stein, den dann ein anderer mit dem Hammer zerschlagen hat! Außerdem eine Reihe von Kerlen, die Dachziegel zerschlagen, zertreten oder mit dem Kopf zerstört haben. Warum zertreten die Inder Dachziegel, wenn sich halb Indien sein Haus mit Palmblättern deckt? – ein Land voller Gegensätze eben.

Ich bleibe weiterhin fasziniert von meiner Umgebung: von den bemalten Kühen mitten auf der Straße, den holprigen Straßen, die sich bei Regen in einen wahren Fluss verwandeln und von den verschiedenen Menschen, die ich hoffentlich noch besser kennenlernen werde.